Inhaltsverzeichnis
ToggleDas Wichtigste in Kürze
- Wertminderung: Trotz vollständiger Reparatur können Fahrzeuge an Wert verlieren, das nennt sich Wertminderung.
- Arten: Es gibt die technische Wertminderung (Schäden die nach der Reparatur sichtbar sind) und die merkantile Wertminderung (Wertverlust durch den Fakt, dass das Fahrzeug schonmal einen Unfall hatte).
- Berechnung: Es gibt die zwei Modelle zur Berechnung der Wertminderung eines Unfallwagen, Hamburger Modell und die Tabelle von Ruhkopf/Sahm; Wichtige Werte bei der Berechnung sind Alter des Fahrzeugs, Kilometerstand, Schadensumfang und Marktsituation.
- Kostenübernahme: Der Versicherer des Unfallgegners zahlt den Verlust der durch die Wertminderung entsteht.

Was ist eine Wertminderung nach Unfall?
Ein Verkehrsunfall ist eine stressige und nervenaufreibende Situation. Auch die Zeit nach dem Unfall ist nicht einfach. Es kommen viele To Dos auf den Geschädigten zu und er muss sich um vieles kümmern.
Ein wichtige Thema in der stressigen Zeit nach einem Unfall ist die Wertminderung. Doch was genau ist die Wertminderung? Wie funktioniert die Berechnung der Wertminderung und wer zahlt sie?
Alle Antworten zu diesen wichtigen Fragen und Tipps dazu finden Sie im folgenden Blogartikel.
Definition
Nach einem Unfall kann der Unfallwagen an Wert verlieren. Das nennt man Wertminderung. Auch wenn alle Schäden durch eine Reparatur behoben werden kann es sein, dass das Fahrzeug dennoch an Wert verliert.
Dieser Wertverlust spielt eine Rolle bei der Entschädigung durch die Versicherung, deshalb muss der Wertverlust berechnet werden, um dem Unfallopfer einen fairen Ausgleich zu bieten.
Der Wertverlust wird im Rahmen eines Gutachtens durch einen KFZ Sachverständiger ermittelt. Dieser ermittelt zuerst alle wichtigen Daten die zur Berechnung erforderlich sind und ermittelt daraufhin die Wertminderung.
Arten der Wertminderung
Es gibt zwei Arten der Wertminderung nach einem Unfall zwischen denen unterschieden wird. Das sind die technische Wertminderung und die merkantile Wertminderung.
Technische Wertminderung:
Eine technische Wertminderung bedeutet, dass das Fahrzeug nicht mehr in den ursprünglichen technischen Zustand zurück versetzt werden kann. Es bleiben sichtbare Schäden die sich von dem Zustand zuvor unterscheiden.
Trotz Reparatur können diese Schäden nicht behoben werden. Dazu gehören zum Beispiel Schäden wie Lackunterschiede oder nicht vollständig reparierbare Karosserieschäden.
Durch diese Mängel hat das Fahrzeug objektiv gesehen einen geringeren Wert als vor dem Unfall.
Merkantile Wertminderung:
Die merkantile Wertminderung hingegen hat nichts mit dem technischen Zustand des Fahrzeugs zu tun. Hier geht es um den Wertverlust auf dem Gebrauchtwagenmarkt der alleine durch den Fakt entsteht, dass das Auto bereits einen Unfall hatte.
Auf dem Gebrauchtwagenmarkt ist ein unfallfreies Fahrzeug mehr Wert als eins, das schonmal in einen Unfall verwickelt war, auch wenn sich der technische Zustand nicht unterscheidet.
Die merkantile Wertminderung nach einem Unfall führt also dazu, dass man weniger für das komplett reparierte Fahrzeug erhält.
Einflussfaktoren bei der Bestimmung
Die Höhe des Betrag der Wertminderung nach einem Unfall ist von verschiedenen Faktoren abhängig. Die Folgenden Aspekte spielen eine Rolle:
Alter des Fahrzeugs: Umso neuer ein Fahrzeug ist desto höher ist die Wertminderung nach einem Unfall, da der Zustand zuvor höher war. Bei älteren Autos kann es sein, dass gar keine Wertminderung entsteht.
Kilometerstand: Ähnlich ist es bei dem Kilometerstand. Umso weniger Kilometer, desto besser war der Zustand vor dem Unfall und dementsprechend ist die Wertminderung nach Unfall höher.
Art des Schadens: Auch wenn der Schaden höher ist, ist die Wertminderung höher. Kleine Schäden wie Kratzer können leicht repariert werden, doch bei einer umfassenderen Reparatur ist auch die Wertminderung höher.
Markt: Die Marktsituation und die Nachfrage nach dem Modell des Unfallwagens haben ebenfalls einen Einfluss auf die Höhe der Wertminderung nach einem Unfall.

Berechnung der Wertminderung
Die Berechnung der Wertminderung nach einem Unfall ist ein komplexes Vorgehen. Es gibt offizielle anerkannte Berechnungsmodelle mit denen man die Berechnung der Wertminderung durchführen kann.
Diese Modelle gelten als Anhaltspunkt bei der Bewertung des Fahrzeugs und müssen individuell angepasst werden. Welche Modelle es gibt und wie sie funktionieren erfahren Sie hier:
Hamburger Modell
Das Hamburger Modell ist eines der ältesten und am häufigsten gebrauchte Modell zur Berechnung. Das Modell ist in Deutschland sehr verbreitet und wird von vielen KFZ Gutachtern verwendet. Es ist eine Berechnungsmethode um die merkantile Wertminderung zu berechnen.
Zuerst werden der Wiederbeschaffungswert des Fahrzeugs und die Reparaturkosten ermittelt. Diese werden dann ins Verhältnis zueinander gestellt und daraus lässt sich ein Prozentsatz erschließen. Je höher die Reparaturkosten sind desto höher ist auch der Prozentsatz für die Wertminderung.
Der Vorteil dieser Methode ist, dass sie sehr einfach anzuwenden ist und auf klaren Werten beruht. Der Nachteil daran ist, das Aspekte wie der Typ des Fahrzeugs oder der aktuelle Markt nicht mit berücksichtigt werden.
Tabelle von Ruhkopf Sahm
Die Tabelle von Ruhkopf und Sahm ist auch eine alte, bewährte Methode die von zwei Sachverständigern in den 60er Jahren etabliert wurde.
Es handelt sich hierbei um eine Tabelle, die bestimmte Faktoren berücksichtigt. Dazu gehören der Wiederbeschaffungswert, das Fahrzeugalter, der Kilometerstand und die Reparaturkosten.
Zuerst wird also der Fahrzeugwert und die Reparaturkosten bestimmt und auf Basis dessen wird das Auto in eine passende Kategorie eingeordnet.
Der Vorteil hier bei ist, dass die Tabelle eine klare Struktur hat und die Bestimmung der Wertminderung dadurch einfach ist. Der Nachteil ist allerdings, dass die Tabelle auf durchschnittliche Fälle ausgelegt ist und Sonderfälle wie besonders komplexe Unfallschäden oder Luxuswägen nicht ausreichend bewerten kann.
Sonderfälle
Es gibt auch Sonderfälle, zum Beispiel bei Fahrzeugen mit besonders hohem Kilometerstand vor dem Unfall, bei denen keine merkantile Wertminderung anerkannt wird. Da der Wert bereits vor dem Unfall so gering war spricht man hier von einem Ausschluss der Wertminderung.
Auch bei einem Verkehrsunfall mit einem Luxuswagen gibt es besondere Details bei der Wertminderung nach Unfall. Hier kann bereits der kleinste Unfallschaden den Wert erheblich beeinflussen. Hier ist es sinnvoll einen KFZ Gutachter hinzuzuziehen, der speziell auf Luxuswägen spezialisiert ist.
Bei Oldtimern ist das Problem ähnlich. Jede Art von Reparatur mindert den Wert von Sammlerstücken. Die Reparatur sollte unbedingt von einem spezialisierten Mechaniker durchgeführt werden und auch bei der Bewertung der Wertminderung sollten Sie einen KFZ Sachverständigen beauftragen der auf Oldtimer spezialisiert ist.
Bei komplizierten Fällen ist es ratsam sich rechtliche Hilfe durch einen Anwalt zu holen, der sich mit Verkehrsrecht auskennt und Sie im Zweifelsfall auch vor Gericht vertreten kann.

Wer übernimmt die Wertminderung?
Bei einer Wertminderung nach Unfall entstehen Kosten für den Besitzer des Unfallwagen, da dieser nun weniger Wert ist. Muss der Halter des Fahrzeuges nun die Kosten tragen? Wer wann welche Kosten übernimmt wird in dem folgenden Abschnitt erklärt.
KFZ Versicherung des Unfallgegners
Bei einem Unfall an dem Sie nicht schuld sind übernimmt die KFZ Haftpflichtversicherung des Unfallverursachers die Kosten der Wertminderung, vorausgesetzt die Schuldfrage ist geklärt.
Der Versicherer übernimmt nicht nur die Kosten des Gutachtens, der Reparatur und auch die Mietkosten eines Ersatzwagen sondern eben auch die entstandene Wertminderung.
Dies gilt sowohl bei der merkantilen als auch bei der technischen Wertminderung.
Eigene Versicherung
Wenn Sie selber der Unfallverursacher sind, dann übernimmt ihre eigene Haftpflicht nicht die Kosten des Schadens nach dem Unfall. In diesem Fall können Sie sich nur auf die Kasko Versicherung verlassen, sofern Sie eine abgeschlossen haben. Meist übernimmt eine Vollkasko Versicherung die Reparaturkosten, aber nicht immer die Wertminderung.
Da Verträge bei einer Vollkasko Versicherung sehr individuell sind kann keine pauschale Aussage zur Kostenübernahme getroffen werden. Prüfen Sie daher Ihren Vertrag gründlich um zu wissen, was Ihre Versicherung übernimmt.

Einfluss der Reparatur
Die Reparatur hat einen großen Einfluss auf die Wertminderung von einem Auto. Was Sie für eine Rolle spielt erfahren Sie hier.
Qualität
Die Qualität der Reparatur nach einem Autounfall ist sehr wichtig für die Wertminderung. Wenn der Schaden professionell repariert wird und keine Mängel aufweist, wird die Wertminderung in der Regel reduziert. Für den Fall, dass der Schaden des Crash an dem Auto unsachgemäß repariert wird kann es sein, dass das zu einem höheren Wertverlust führt.
Reparaturkosten als Indikator
Die Reparaturkosten sind die Grundlage für die Wertminderung. Sie ist ein guter Indikator und hilft bei den verschiedenen Berechnungsmodelle die Wertminderung des Autos zu bestimmten. Im Regelfall kann man sagen, umso höher die Reparaturkosten, desto höher ist auch die Wertminderung nach dem Unfallschaden.
Originalteile vs. Nachbauteile
Auch die Rolle der Teile die eingesetzt werden spielen eine Rolle. Wenn es sich um Originalteile des Herstellers handelt ist die Wertminderung geringer als wenn Nachbauteile verwendet werden. Käufer haben mehr Vertrauen in das Originalteil und sind deshalb bereit mehr für einen Gebrauchtwagen zu zahlen in dem Originalteile verbaut sind.

Rechtliche Grundlage
Als Geschädigter haben Sie Anspruch aus Schadenersatz. Wie sie ihr Recht durchsetzen können erfahren Sie in dem folgenden Abschnitt.
Anspruch des Geschädigten
Sie haben den Anspruch auf eine Entschädigung der Wertminderung durch die gegnerische Versicherung. Der Versicherer des Unfallverursachers muss die Kosten die durch die Wertminderung entstehen übernehmen, sowohl bei der merkantilen als auch die technischen Wertminderung. Voraussetzung hierfür ist der Nachweis des Schadens durch ein Schadensgutachten.
Rolle des KFZ Gutachten
Das KFZ Schadensgutachten ist die Grundlage für die Berechnung der Wertminderung. Das Unfallgutachten wird von einem KFZ Sachverständigen durchgeführt und es werden viele Informationen festgehalten. Dazu gehört der Wert des Unfallfahrzeug vor dem Crash, der Umfang des Schaden und die Reparaturkosten. Da diese Werte alle für die Berechnungs Methode benötigt sind stellt das Gutachten die Grundlage der Wertminderung dar.

Tipps: Minderung des Wert gering halten
Um eine starke Wertminderung zu vermeiden sollten die folgenden Aspekte beachtet werden.
Richtige Werkstatt wählen
Wie bereits erwähnt ist eine hochwertige und professionelle Reparatur entscheidend für die Höhe der Wertminderung. Achten Sie bei der Werkstattwahl darauf, dass Sie Originalteile verbaut, qualifizierte Mitarbeiter hat und gute Bewertungen. So können Sie die Wertminderung möglichst gering halten.
KFZ Gutachter
Es ist ratsam einen KFZ Sachverständigen zu beauftragen, damit Sie den Schaden und die Wertminderung besser einschätzen können. Außerdem gilt das Gutachten als Beweis bei dem Versicherer und ist somit die Basis der Schadensregulierung.
Dokumentation der Reparatur
Stellen Sie sicher, dass Sie alle Dokumente und Nachweise der Reparatur des Wagens aufheben, um nachweisen zu können, dass das Fahrzeug professionell repariert wurde. In vielen Fällen hilft dies dabei das Vertrauen eines Käufers herzustellen.
Fazit
Die Wertminderung nach einem Unfall ist ein großer Bestandteil der Schadensregulierung. Sie berücksichtigt den Wertverlust des Unfallfahrzeug auch wenn der Schaden ganz repariert wurden.
Mithilfe eines Unfallgutachten kann der Preis der Wertminderung bestimmt werden, damit der Geschädigte einen entsprechend hohen Schadenersatz erhält. Im Fall von einem Weiterverkauf des Auto macht der Besitzer dann also keinen Verlust mehr, weil er zuvor dafür entschädigt wurde.
Es gibt zwei Arten der Wertminderung. Die technische Wertminderung ist ein tatsächlicher Schaden am Auto der nach der Reparatur noch zu sehen ist. Bei der merkantilen Wertminderung geht es darum, dass das Fahrzeuge allein wegen dem Fakt, dass sie einen Unfall hatten, weniger Wert sind als Gebrauchtwagen.
FAQ
Was ist eine Wertminderung nach Unfall?
Eine Wertminderung ist wenn ein Fahrzeug trotz vollständiger Reparatur nach einem Unfall an Wert verliert.
Technische und merkantile Wertminderung: Was ist der Unterschied?
Die technische Wertminderung bedeutet, dass Schäden nach der Reparatur sichtbar sind und die merkantile Wertminderung bedeutet einen Wertverlust durch den Fakt, dass das Fahrzeug schonmal einen Unfall hatte.
Wie wird die Wertminderung berechnet?
Es gibt die zwei Modelle zur Berechnung der Wertminderung eines Unfallwagen, das Hamburger Modell und die Tabelle von Ruhkopf und Sahm. Wichtige Werte bei der Berechnung sind das Alter des Fahrzeugs, der Kilometerstand, der Schadensumfang und die Marktsituation.
Wer übernimmt die Kosten der Wertminderung?
Die KFZ Haftpflichtversicherung des Unfallverursachers übernimmt die Kosten der Wertminderung, vorausgesetzt die Schuldfrage ist geklärt. Bei Eigenverschulden übernimmt ihre eigene Haftpflicht nicht die Kosten des Schadens nach dem Unfall, allerdings vielleicht die Kasko Versicherung.
Brauche ich einen Gutachter?
Ja, für die Berechnung der Wertminderung benötigen Sie einen Gutachter. Die Versicherung verlangt ein professionell durchgeführtes Gutachten eines Sachverständigen als Beweis Grundlage für die gesamte Schadensregulierung, auch für die Wertminderung.