Inhaltsverzeichnis
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- Unfallutachten anfechten: Wenn Sie mit dem Ergebnis des Gutachten nach einem Unfall unzufrieden sind können Sie es anfechten. Dann wird das Gutachten durch einen weiteren Sachverständigen geprüft.
- Gegengutachten: Bei Unstimmigkeiten bei der Schadenshöhe oder der Schäden die berücksichtigt werden wird eine Gegengutachten erstellt um die Chancen auf eine höhere Entschädigung zu verbessern.
- Vorteile: Ein Gegengutachten kann zusätzliche Schäden aufdecken und Kosten, wie die der Reparatur, realistisch bewerten, was die Wahrscheinlichkeit einer höheren Entschädigung erhöht.
- Vorsicht Fehler: Zu langes Warten oder das nicht Erfüllen von formellen Vorgaben kann ein Hindernis darstellen.

Warum wird ein KFZ Gutachten angefochten?
Ein Verkehrsunfall ist eine stressige Angelegenheit. Der ganze Prozess kostet viel Energie. Wenn der Geschädigte dann nicht mit dem Resultat zufrieden ist und sich nicht richtig behandelt fühlt ist die ganze Situation noch ärgerlicher.
Doch dagegen kann man als Unfallgeschädigter vorgehen. Das KFZ Gutachten kann angefochten werden.
Doch wie genau geht das? Auf diese Frage finden Sie in diesem Blog Beitrag die Antwort, sowie viele weitere Tipps für einen angenehmen Ablauf, typische Fehler auf die geachtet werden sollte und rechtliche Möglichkeiten die Ihnen zur Verfügung stehen.
Was ist das KFZ Gutachten?
Das KFZ Gutachten ist ein, von einem KFZ Sachverständigen angefertigtes Dokument, welches die Grundlage der Schadenregulierung nach einem Unfall bildet. Die darin enthaltenen Informationen helfen der Versicherung weitere Entscheidungen zu treffen und bestimmt zum Beispiel die Höhe der Entschädigung für den Geschädigten.
In dem Gutachten wird unter anderem die Schadenshöhe, die Schadensart, die Reparaturkosten, der Wiederbeschaffungswert und der Restwert bestimmt.
Ohne das KFZ Sachverständigengutachten kann die Schadenregulierung nicht durchgeführt werden, da die Versicherung auf dieses Dokument besteht.
Was ist der Grund für eine Anfechtung?
Die gegnerische Versicherung veranlasst häufig die Erstellung des Gutachtens. Deshalb decken sich die Ergebnisse oft nicht mit den Erwartungen des Geschädigten.
Die häufigsten Gründe hierfür sind die folgenden:
Uneinigkeiten über die Schadenshöhe: Das bedeutet, dass der Schaden als niedriger eingestuft wird, als er tatsächlich aussieht. Zweifel an der Richtigkeit der Schadenshöhe können zu einer Anfechtung führen.
Unberücksichtigte Schäden: Häufig entstehen bei einem Verkehrsunfall Schäden die auf den ersten Blick nicht sichtbar sind. Es kann passieren, dass diese Schäden in dem Gutachten nicht berücksichtigt werden.
Schuldfrage: Auch die Schuldfrage kann in dem Gutachten falsch dargestellt werden. Da der Geschädigte selber bei dem Unfall dabei war hat er eine eigene Einschätzung oder Meinung zu der Frage wer an dem Unfall schuld ist. Sollte er sich in dem KFZ Gutachten nicht richtig repräsentiert fühlen kann das Gutachten auch angefochten werden.
Mängel im Gutachten: Wenn in dem KFZ Gutachten Formfehler oder technische Ungenauigkeiten zu finde sind, entstehen Zweifel am gesamten Gutachten und der Qualität.

Rolle des KFZ Gutachter bei der Anfechtung
Das KFZ Gutachten wird von einem Sachverständigen durchgeführt, der das Unfallfahrzeug neutral und objektive beurteilen sollte. Damit dies gewährleistet ist sollte auf paar Dinge geachtet werden. Hier ist alles was Sie über den KFZ Sachverständiger bei einem Unfallgutachten wissen sollten.
Beauftragung des Gutachters
Der Gutachter kann von der Haftpflichtversicherung des Unfallgegners beauftragt werden. Dies kann allerdings zu Interessenkonflikten führen, da die gegnerische Versicherung offensichtlich so wenig wie möglich an Entschädigung zahlen möchte und deshalb versucht die Schadenssumme so niedrig wie möglich zu halten.
Deshalb ist es wichtig für Geschädigte zu wissen, dass sie selber einen KFZ Gutachter beauftragen dürfen und frei wählen dürfen welcher dies ist und die Haftpflichtversicherung des Unfallgegners muss die Kosten trotzdem übernehmen. Lassen Sie sich nicht von dem ersten Vorschlag der Versicherung überzeugen, sondern üben Sie ihr Recht auf einen selbst gewählten KFZ Gutachter aus.
Worauf sollte man bei einem KFZ Gutachter achten?
Bei der Auswahl des richtigen Gutachters gilt es auf einige Aspekte zu achten, um das beste Gutachten zu bekommen.
Qualifikationen: Ein KFZ Gutachter sollte eine entsprechende Ausbildung und Zertifizierung als KFZ Sachverständiger haben. In Deutschland sollte der Sachverständige von einer offiziellen Stelle anerkannt sein und in einem Sachverständigenbüro angestellt sein.
Erfahrung: Achten Sie darauf, dass der Gutachter ausreichend Erfahrung im Bereich Unfallgutachten hat. So erkennt er schneller und gründlicher typische Schäden. Der erfahrene KFZ Gutachter erkennt bei der Begutachtung auch bei komplizierteren Verkehrsunfällen Schäden, die auf den ersten Blick nicht zu sehen sind.
Unabhängigkeit: Wie bereites oben erwähnt wurde ist es besonders wichtig, dass der beauftragte Gutachter unabhängig handelt und die Beurteilung Ihres Fahrzeugs neutral ist. Der Gutachter sollte nicht bei einer Versicherung und der Haftpflichtversicherung des Unfallgegners angestellt sein, da er in diesem Fall versuchen wird die Schadenhöhe möglichst niedrig zu halten. Der Gutachter sollte wenn möglich auch keine Verbindung zu einer Werkstatt oder anderen Einrichtungen haben, die irgendwie eine Verbindung und Interesse an dem Gutachten haben.
Kosten des KFZ Gutachters
Die Kosten des KFZ Gutachtens werden in der Regel von der Haftpflichtversicherung des Unfallverursachers übernommen, vorausgesetzt die Schuldfrage ist geklärt.
Sollten Sie selber an der Verursachung des Unfalls schuld sein kann es sein, dass die Kaskoversicherung, sofern sie eine abgeschlossen haben, die Kosten übernimmt. Allerdings ist eine Kaskoversicherung sehr individuell und es kann keine pauschale Aussage zu der Kostenübernahme getroffen werden.
Prüfen Sie deshalb den Vertrag Ihrer Kaskoversicherung sehr genau um herauszufinden welche Kosten übernommen werden.

Gutachten anfechten: Schritt für Schritt Ablauf
Wie die Anfechtung des Gutachtens abläuft wird im Folgenden Schritt für Schritt erklärt.
Erstes Gutachten: Das erste Gutachten wird durch einen KFZ Sachverständigen erstellt. In diesem Gutachten können dann Fehler oder Unstimmigkeiten gefunden werden.
Gegengutachten: Daraufhin wird ein Gegengutachten in Auftrag gegeben. In diesem Gegengutachten wird von einem anderen Gutachter die Schadenssumme neu berechnet.
Einreichung bei der Versicherung: Der nächste Schritt ist die Einreichung des neuen Gegengutachtens bei der Versicherung. Damit können Sie Einspruch erheben und eine Korrektur der Schadenhöhe fordern.
Nachverhandlung: Auf Basis des Gegengutachtens werden Verhandlungen mit der Versicherung getroffen und es kann zu einer Einigung kommen. Falls der Geschädigte damit nicht zufrieden ist kann der Fall auch vor Gericht kommen.
Rechtliche Klärung: Wenn sich nicht geeinigt werden kann, muss das Gericht hinzugeschaltet werden. In so einem Fall sollte ein Fachanwalt eingestellt werden, damit Sie bestmöglich vor Gericht vertreten werden.

Vorteile eines Gegengutachten
Das Gegengutachten wird durchgeführt bei Einwendungen des Geschädigten, wenn dieser nicht mit dem Resultat des ersten Schadensgutachten zufrieden ist. Ein Gegengutachten erhöht meist die Chancen der Akzeptanz der Erhöhung von der Versicherung, da diese meist ein Gerichtsverfahren vermeiden wollen.
Die Nachbesichtigung des Fahrzeug kann mehr Informationen ans Licht bringen, die die Bewertung des Schaden verändern, wie zum Beispiel die Folgenden:
Zusätzliche Schäden: Bei einem zweiten KFZ Gutachten können zusätzliche Schäden an dem Fahrzeug gefunden werden, die zuvor nicht gesehen wurden. Diese haben einen signifikanten Einfluss auf die Schadenhöhe.
Reparaturkosten: Wenn der Schaden neu bewertet wird und womöglich neue Schäden gefunden werden, kann es auch sein, dass die Kosten der Reparatur angepasst werden. Das hat auch eine Auswirkung auf den Geschädigten, da die Haftpflicht des Unfallgegner die Kosten der Reparatur als Basis für die Entschädigung nutzen.
Restwert: Der Restwert ist auch ein Wert, bei dem der Geschädigte häufig unzufrieden ist. Deshalb ist dabei die erneute Begutachtung wichtig und führt häufig zu einem anderen Ergebnis.

Typische Fehler beim Gutachten anfechten
Bei der Anfechtung des Gutachtens sollte Sie auf ein paar Aspekte achten, um sicherzugehen, dass Sie Ihre Ansprüche bei der Versicherung auch durchsetzen können. Beachten Sie deshalb die Folgenden Punkte.
Unzureichende Begründung: Alleine die Aussage, dass man mit der Schadenssumme nicht zufrieden ist, reicht leider nicht aus um ein KFZ Gutachten anfechten zu können. Dafür werden konkrete Beweise oder Gründe benötigt. Es sollten spezifische Beispiele wie eine falsche Berechnung der Reparaturkosten aufgezeigt werden.
Lange Wartezeit: Eine zu lange Wartezeit kann Ihre Chancen verringern. Das Gericht oder die Versicherung legt Wert auf zügiges Handeln. Wenn Sie zu lange warten wirkt es auf die anderen Parteien, als würden Sie die Schadenregulierung verzögern wollen. Deshalb sollte bei Zweifeln am KFZ Gutachten schnell gehandelt werden.
Rechtliche Hilfe: Oftmals versuchen Geschädigte alleine den Prozess zu bestreiten. Dies funktioniert, allerdings ist das Risiko sehr hoch, dass man wichtige Aspekte übersieht und womöglich die eigene Position schwächt. Deshalb ist es in einem komplizierten Fall wie einem Gegengutachten ratsam einen Fachanwalt für Verkehrsrecht hinzuzuziehen.
Formale Bedingungen: Beim Gutachten anfechten müssen gewisse Kriterien erfüllt werden. Informieren Sie sich, welche Bedingungen, Fristen und Dokumente Sie beachten müssen, damit die Anfechtung nicht als nichtig erklärt wird.
Unzureichende Beweissicherung: Wenn der Schaden nicht ordentlich dokumentiert wurde kann es schwierig sein im Nachhinein die richtigen Schlüsse zu ziehen. Deshalb sollten alle Fotos, Zeugenberichte und Unfallberichte sehr detailliert sein und auf jeden Fall aufgehoben werden, bezieungsweise Kopien gemacht werden. Nur so kann sichergestellt werden, dass der Gutachter alles in das KFZ Gutachten miteinbeziehen kann.

Ablauf bei rechtlicher Unterstützung
Wenn man mit der Versicherung keine Einigung finden kann muss man über den rechtlichen Weg seine Ansprüche durchsetzen. Die wichtigsten rechtlichen Schritte finden Sie hier.
Wichtigste Schritte
Kontakt zur gegnerische Versicherung: Wenn Zweifel am Gutachten aufkommen sollte die gegnerische Versicherung kontaktiert werden und eine Nachbesichtigung gefordert werden um Korrekturen an dem Gutachten vor nehmen zu können.
Anwalt kontaktieren: Ein Anwalt ist eine große Hilfe bei einem solchen Fall. Er kann das Gutachten prüfen und mit seiner Expertise helfen Ansprüche bei der Versicherungsgesellschaft durchzusetzen und Sie im Zweifelsfall auch vor Gericht vertreten.
Gerichtliche Prüfung: Wenn es zu größeren Differenzen kommt wird häufig ein gerichtlicher Sachverständiger beauftragt um den Unfallschaden wirklich neutral zu begutachten.
Kosten: Grundsätzlich werden die Kosten des Gutachten von der Haftpflicht des Unfallverursachers übernommen. Bei einem Gerichtsverfahren werden die Kosten unter Umständen auch von der Rechtsschutzversicherung übernommen.
Was ist wenn de Versicherung das Gegengutachten ablehnt?
Oft nehmen Versicherungen den Vorschlag des Gegengutachtens an, da sie ein Zusammenkommen mit dem Gericht vermeiden wollen. Allerdings ist das nicht immer der Fall. Es kann sein, dass die Versicherung das Gutachten ablehnt. Das ist sehr frustrierend, doch dagegen können Sie etwas unternehmen. Wie genau das funktioniert erfahren Sie hier:
Schriftliches Dokument fordern: Wenn die Versicherung das Gutachten ablehnt sollten Sie auf jeden Fall eine schriftliche Version der Ablehnung mit Begründung anfordern. Diese Dokument kann später wichtig werden.
Sachverständigen Gespräch: Oftmals wird ein Gespräch zwischen den beiden Sachverständigen organisiert. Diese sollen in diesem Gespräch Unstimmigkeiten klären und eine gemeinsame Lösung finden.
Rechtliche Schritte: Sollte es außergerichtlich zu keiner Lösung kommen bleibt nichts anderes übrig, als das Problem gerichtlich zu klären. Sie sollten dabei die Hilfe eines Fachanwalts in Anspruch nehmen.
Gerichtlicher Sachverständiger: Ein Gutachter des Gerichts wird den Unfallschaden erneut bewerten. Das Gericht legt dabei großen Wert auf die Neutralität des Sachverständigen.
Kostenübernahme: Bei einer Klärung vor Gerichten kommen zusätzliche Kosten dazu. Sollten Sie eine Rechtsschutzversicherung haben kann diese die Kosten des Verfahrens übernehmen.

Tipps und Tricks für einen angenehmen Ablauf
Mit diesen Tipps wird das KFZ Gutachten anfechten einfacher. In der Regel helfen diese Vorgehensweisen dabei die Anfechtung erfolgreicher zu gestalten.
Beweissicherung: Machen Sie direkt am Unfallort so viele Bilder und Videos wie möglich aus verschiedenen Perspektiven. Diese Aufnahmen sind sehr wichtige Beweise die in späteren Streitigkeit eine große Rolle spielen.
Zügiges Handeln: Umso länger gewartet wird, desto schwieriger wird die Schadensregulierung. Deshalb ist es wichtig so schnell wie möglich nach dem Unfall die eigene und gegnerische Versicherung zu informieren, damit bald ein Sachverständigengutachten durchgeführt werden kann und noch Möglichkeiten bestehen um das KFZ Gutachten anfechten zu können.
Unabhängigkeit: Wie oben schon erwähnt wurde ist die Unabhängigkeit des Gutachters einer der wichtigsten Punkte in dem Prozess der Schadensregulierung. Nur so kann ein faires Unfallgutachten gewährleistet werden.
Rechtsberatung: Sobald es Zweifel gibt ist es ratsam einen Anwalt einzuschalten. Dieser unterstützt Sie und kann durch seine Erfahrung, dass Sie Ihre Ansprüche bei der Versicherung erfolgreich durchsetzen können.
Fazit
Das Unfallgutachten anzufechten und ein Gegengutachten zu beauftragen ist ein guter Weg um seine Ansprüche bei der Versicherung durchzusetzen. Wenn Sie finden, dass die Schadenshöhe zu niedrig berechnet wurde oder Schäden übersehen wurden sollten Sie einen unabhängigen Sachverständigen beauftragen, der nichts mit der gegnerische Versicherung zu tun hat.
Es ist wichtig schnell zu handeln, alles gut zu dokumentieren und sich rechtzeitig rechtliche Hilfe zu nehmen.
Wenn das zweite Unfallgutachten des KFZ Gutachters eine höhere Schadenssumme aufweist ist es wahrscheinlicher, dass die Versicherung höhere Kosten übernimmt.
FAQ
Was ist ein Gegengutachten?
Ein Gegengutachten ist ein zweites Gutachten, welches erstellt wird wenn es Zweifel an dem ersten Gutachten gibt. Es wird von einem anderen KFZ Sachverständigen durchgeführt und führt eventuell zu anderen Ergebnissen bei dem Gutachten.
Wann sollte man ein Gutachten anfechten?
Sie sollten das KFZ Gutachten anfechten, wenn es den Eindruck macht fehlerhaft zu sein und womöglich eine zu niedrige Schadenhöhe hat. Sie benötigen ein konkretes Beispiel oder Beweis um das Gutachten anfechten zu können.
Was zahlt die Kosten des Gegengutachten?
In der Regel muss derjenige der das Gutachten beauftragt auch dafür zahlen, wenn allerdings eine höhere Schadenssumme festgestellt wird kann es sein, dass die gegnerische Versicherung die Kosten übernehmen muss.